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Warum jede Ladestation ein Backend benötigt

In der Regel haben (halb-)öffentliche Ladepunkte eines gemein: ein Backend. Denn das Backend ermöglicht erst den wirtschaftlichen Betrieb einer Ladestation. Was ein Ladepunkt mit Backend konkret ist, welche Aufgaben das Backend erfüllt und warum das für Betreiber nahezu unumgänglich ist, erklärt dieser Beitrag.

Ob für den Fuhrpark eines Unternehmens, als Service für Gäste eines Hotels oder als Lademöglichkeit für Kunden im Einzelhandel – Betreiber von Ladestationen gibt es inzwischen viele. In der Regel haben ihre Ladepunkte dabei eines gemein: ein Backend. Denn das Backend ermöglicht erst den wirtschaftlichen Betrieb einer öffentlichen oder halböffentlichen Ladestation. Es ermöglicht die eichrechtskonforme Abrechnung sowie transparentes Monitoring und die Fernwartung. Was ein Ladepunkt mit Backend konkret ist, welche Aufgaben das Backend erfüllt und warum das für Betreiber nahezu unumgänglich ist, erklärt dieser Beitrag.

Was ist überhaupt eine Ladestation mit Backend?

Beim Backend einer Ladestation handelt es sich um eine Software, die im Hintergrund läuft und den Ladepunkt mit dem Internet verbinden kann. Es macht eine einfache Ladestation zu einer intelligenten. Durch die Integration einer Software wird es Betreibern somit möglich, ihre Ladestation wirtschaftlich zu betreiben und automatisiert zu verwalten. Beispielsweise ermöglicht die Software die Übersicht über das Ladegeschehen, die Abrechnung der Ladevorgänge sowie die Nutzerverwaltung. So gestaltet sich einerseits der Betrieb, andererseits aber auch die Ladevorgänge und ihre Abwicklung unkomplizierter – für Betreiber und Autofahrer.

Diese Aufgaben erfüllt das Backend einer Ladesäule

Ob für einzelne Wallboxen oder umfassende Ladeinfrastruktur mit mehreren Ladestationen – das Backend hat mehrere zentrale Funktionen und ist essenziell für den Betrieb der Ladesäulen.

Monitoring

Das Monitoring bildet die Basis des Backends einer Ladestation. Es ermöglicht die Kontrolle, Überwachung und Auswertung aller Ladevorgänge und einzelner Ladepunkte. Transparentes Monitoring hat gleich mehrere Funktionen.

  • Überblick: Die Software schafft einen transparenten Überblick über alle Ladepunkte für den Betreiber. Er hat so die Kontrolle über die verschiedenen Ladevorgänge, kann mögliche Probleme unmittelbar erkennen und Vorgänge steuern und abbrechen oder Nutzergruppen priorisieren.
  • Auswertung: Die Software einer intelligenten Ladesäule zeichnet alle Ladevorgänge auf und speichert sie. Das ermöglicht Betreibern nicht nur die Steuerung der Vorgänge, sondern auch deren Auswertung. Die Daten können für die Erstellung von Nutzungsstatistiken und Optimierungen verwendet werden.
  • Optimierung: Durch Möglichkeiten zur Automatisierung können Betreiber ihre Ladestationen optimieren und ein Lastmanagement etablieren. Viele Anbieter von Wallboxen und Ladelösungen bieten inzwischen ein integriertes Lastmanagement an, das die Leistung der Ladepunkte reguliert und dafür sorgt, dass keine Lastspitzen entstehen. Sind beispielsweise alle Ladestationen in Verwendung, kann ihre Leistung gedrosselt werden, um eine Überlastung des Ladenetzes zu verhindern. Unternehmen können ebenfalls Priorisierungen festlegen, sodass Fahrzeuge, die dringend benötigt werden, zuerst vollständig geladen werden.

Fernwartung

Jede Ladestation muss regelmäßig gewartet werden. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, ermöglicht das Backend einer Ladestation die Fernwartung. Gibt es ein Problem mit einem Ladepunkt, wird der Betreiber oder sein Wartungspartner automatisch benachrichtigt. Dieser kann sich dann aus der Ferne auf das System schalten, um das Problem zu beheben oder zu erkennen, dass eine Aktion vor Ort nötig ist. Softwareupdates für das Backend können außerdem automatisch geladen und installiert werden, ohne dass der Betrieb des Systems gestört wird.

Gesetzeskonforme Abrechnung

Erst ein integriertes Backend ermöglicht es Betreibern, eine Ladestation für mehrere Nutzer freizugeben, beispielsweise für Gäste und Mitarbeiter in der Tiefgarage eines Hotels. Denn dazu ist laut Ladesäulenverordnung Eichrechtskonformität nötigt. Das bedeutet, dass Ladevorgänge transparent, nachvollziehbar und in kWh abgerechnet werden müssen. Außerdem muss die Abrechnung jederzeit einsehbar und nachvollziehbar sein. Dabei kann es verschiedene Abrechnungsszenarien geben.

  • RFID-Tags: In der Regel werden Ladepunkte von verschiedenen Nutzergruppen verwendet. Das können beispielsweise Mitarbeiter eines Unternehmens sein, die ihr privates E-Auto laden, Elektroautos der eigenen Firmenflotte oder Besucher des Unternehmens. Bei der Unterscheidung dieser Nutzergruppen unterstützt ein RFID-Chip. Dabei handelt es sich um einen elektronischen Chip, auf dem Daten zur Nutzergruppe und zur Art der Abrechnung gespeichert sind. Lädt jemand sein Fahrzeug an der Ladestation, scannt er seinen Chip und kann dann den Ladevorgang beginnen. Betreibern ermöglicht das einerseits die Zuordnung der verschiedenen Vorgänge zu den Nutzern, andererseits aber auch den Aufbau individueller Tarifstrukturen. Beispielsweise können Flottenfahrzeuge kostenfrei geladen werden, während Mitarbeiter ihr privates E-Auto kostenpflichtig laden.
  • Roaming: Wird eine Ladestation nicht ausschließlich von bekannten Nutzern zum Laden verwendet, ist das durch sogenanntes Roaming möglich. Besucher eines Unternehmens, Gäste eines Hotels oder Restaurants können einen Ladevorgang auch ohne RFID-Karte starten, indem sie den regulären Ladetarif der Station zahlen. Wichtig ist dabei auch: Die integrierte Software ermöglicht die gesetzeskonforme Abrechnung der Ladevorgänge und sorgt damit erst dafür, dass ein Ladepunkt wirtschaftlich betrieben werden kann. Dafür ist unter anderem die Eichrechtskonformität der Ladestation nötig und ein flexibles Angebot für Zahlungen wie digitale Optionen oder Kartenzahlung.

Tipps zur Wahl des Backends Ihrer Ladestation

Die Software einer Ladestation ist nicht ab Kauf fest vorgegeben. Vielmehr können Betreiber zwischen verschiedenen Anbietern unterscheiden. Wichtig ist beispielsweise der OCPP-Standard (Open Charge Point Protocol) als Kommunikationsstandard, der sich inzwischen international etabliert hat. Dadurch können Hard- und Software herstellerunabhängig miteinander kommunizieren. Außerdem gibt es noch verschiedene Funktionen, auf die Sie bei der Auswahl achten können.

  • Ladearten: Werden sowohl private als auch öffentliche Ladevorgänge unterstützt?
  • Automatisierung: Können Aufgaben wie Authentifizierung von Nutzern, Kostenabrechnung und Fernwartung automatisiert werden?
  • Zahlungsabwicklung: Gibt es Funktionen zur eichrechtskonformen Abrechnung sowie verschiedene Zahlungsmöglichkeiten für Nutzer?
  • Monitoring: Gibt es standortunabhängig Möglichkeiten zur Einsicht in Kunden- und Ladedaten, eine übersichtliche Geräteverwaltung und Statistiken zu Verbrauch und Auslastung?
  • Lastmanagement: Ist bereits ein integriertes Lastmanagement vorhanden, damit Ladevorgänge gesteuert und priorisiert werden können und keine Lastspitzen entstehen?
  • Roaming: Haben auch Nutzer aus anderen Netzen die Möglichkeit, die Ladestationen zu nutzen?

Zusätzlich zur Definition der nötigen Funktionen ist es sinnvoll, sich vom Anbieter Ihrer Ladelösungen beraten zu lassen. Einige Anbieter verfügen über eigene Backend-Lösungen und können damit Ladeinfrastruktur und Backend-Betreuung aus einer Hand anbieten.

Fazit: Sicherer, transparenter und effizienter Betrieb des Ladepunkts durch ein Backend

Um eine Ladestation öffentlich oder halböffentlich betreiben zu können, benötigt diese ein Backend. Die integrierte Software ist dafür zuständig, Ladevorgänge zuzuordnen, zu verwalten und abzurechnen. Das ist nötig, um einen Ladepunkt wirtschaftlich betreiben zu können und ihn für verschiedene Nutzergruppen freizugeben. Wird eine Ladestation ausschließlich von Mitarbeitern verwendet, ist ein Backend zwar nicht verpflichtend, aber immer noch mit zahlreichen Vorteilen verbunden. Betreiber haben so die Möglichkeit, Ladevorgänge auszuwerten und zu steuern und ein Lastmanagement einzusetzen, um Lastspitzen zu vermeiden. Ein Backend ermöglicht demnach eine effizientere Nutzung der Ladestationen und sollte für Unternehmen der Weg der Wahl sein.

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