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E-Auto über die Steckdose laden: Ist das möglich?

Zwar ist es mit entsprechendem Ladeadapter durchaus möglich, ein E-Auto an einer handelsüblichen Schuko-Steckdose zu laden, jedoch nicht empfehlenswert und allenfalls eine Notfalllösung. Warum das so ist und welche Alternativen es gibt, das E-Auto zu Hause oder unterwegs zu laden, erklärt dieser Artikel.

Geht es um das Laden von Elektroautos, kommt immer wieder eine Frage auf: Ist es möglich, das E-Auto über die Haushaltssteckdose zu laden oder brauche ich eine eigene Wallbox? Da viele E-Autofahrer planen, ihr Auto zu Hause zu laden, handelt es sich hierbei um eine teils kaufentscheidende Frage. Zwar ist es mit entsprechendem Ladeadapter durchaus möglich, ein E-Auto an einer handelsüblichen Schuko-Steckdose zu laden, jedoch nicht empfehlenswert und allenfalls eine Notfalllösung. Warum das so ist und welche Alternativen es gibt, das E-Auto zu Hause oder unterwegs zu laden, erklärt dieser Artikel.

Warum es nicht empfehlenswert ist, das E-Auto an der Steckdose zu Hause zu laden

Ein E-Auto sollte immer an einer dafür vorgesehenen Ladeeinrichtung wie einer Wallbox geladen werden – auch, wenn es technisch möglich ist, den Ladevorgang über die Haushaltssteckdose durchzuführen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

  • Ladedauer: Eine Haushaltssteckdose verfügt über eine Leistung von maximal 2,3 kW, im Gegensatz zu 11 oder 22 kW an einer Wallbox oder öffentlichen Ladestation. Ein Akku mit einer Kapazität von 38 kW braucht demnach mehr als 15 Stunden für eine vollständige Ladung, allerdings nur 3,5 Stunden an einer 11 kW Wallbox.
  • Überlastung der Leitungen: Schuko-Steckdosen sind nicht darauf ausgelegt, über einen längeren Zeitraum bei maximaler Leistung zu arbeiten. Die hohe Belastung kann zu Erwärmung der Leitung und im schlimmsten Fall zu einem Brand führen.
  • Ladeverlust: Bei jedem Ladevorgang gibt es einen gewissen Energieverlust, den sogenannten Ladeverlust. Je länger der Ladevorgang läuft, desto höher ist auch der Verlust, was das Laden an einer Haushaltssteckdose wesentlich ineffizienter gestaltet.
  • Kosten: Wer über eine eigene Wallbox lädt, kann einen gesonderten Autostromtarif abschließen, der günstiger ist als klassischer Haushaltsstrom. Das Laden an der Schuko-Steckdose dauert dann nicht nur länger, sondern ist auch teurer.
  • Versicherung: Aufgrund des Risikos der Überlastung decken viele Gebäudeversicherer sogenannte Elektrobrandschäden nicht ab. Darunter fallen auch potenzielle Brände durch das Laden an einer Haushaltssteckdose.
  • Adapter: Handelsübliche Ladekabel für E-Autos verfügen über einen Anschluss, der zu Wallboxen und öffentlichen Ladestationen passt. Wer über die Haushaltssteckdose laden möchte, benötigt ein darauf ausgelegtes Ladekabel. Dieses muss einen ausreichenden Querschnitt haben, damit es bei der Belastung nicht überhitzt.

Wallbox statt Haushaltssteckdose: So laden Sie Ihr E-Auto zu Hause

Statt an der Steckdose können Sie Ihr Elektroauto zu Hause ganz einfach mit einer eigenen Wallbox laden. Dabei handelt es sich um eine Ladestation, die an der Hauswand, in der Garage oder auch in der Tiefgarage installiert werden kann. Abhängig von der Ladeleistung der Wallbox und der Akkukapazität des Autos ist der Akku so innerhalb weniger Stunden voll aufgeladen.

Viele E-Autofahrer laden ihr Auto über Nacht, sodass es morgens für den Weg zu Arbeit zur Verfügung steht. Dadurch entfällt einerseits die Sorge vor einer Überlastung der Leitungen hinter der Haushaltssteckdose und andererseits die Suche nach einer freien, öffentlichen Ladestation. Außerdem gibt es inzwischen Wallboxen, die zusätzliche smarte Funktionen bieten und somit beispielsweise über das Smartphone gesteuert werden können. Eine eigene Wallbox erhalten Sie in wenigen Schritten.

  1. Beratung durch einen Fachbetrieb Spätestens die Installation einer Wallbox muss durch einen Fachbetrieb durchgeführt werden. Sinnvoll ist es jedoch, von Anfang an mit einem Profi zusammenzuarbeiten und sich beraten zu lassen. Ein Fachbetrieb kann einerseits wichtige Informationen für die Entscheidung für die passende Wallbox geben, andererseits aber auch dabei unterstützen, den geeigneten Platz für die Installation zu wählen.
  2. Vermieter oder Eigentümergemeinschaft informieren Als Hauseigentümer können Sie eigenständig entscheiden, wo Sie Ihre Wallbox montieren möchten. Gehört Ihnen eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, müssen Sie die Eigentümergemeinschaft über die Installation informieren. Möglicherweise findet sich auch eine Gruppe aus Interessenten, die sich einen Ladepunkt teilen möchte. Auch als Mieter können Sie eine eigene Wallbox montieren lassen – Sie müssen lediglich den Vermieter informieren und die Ausgestaltung mit ihm besprechen.
  3. Anmeldung beim Netzbetreiber  Jede Wallbox muss beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden, damit dieser die Netzauslastung im Blick halten kann. Für eine 11kW Wallbox reicht eine einfache Anmeldung, für eine 22 kW Wallbox benötigen Sie im Vorfeld eine Genehmigung, da die bestehende Netzauslastung geprüft werden muss. Auch hier unterstützt Sie ein Fachbetrieb.
  4. Förderung beantragen Gibt es in Ihrem Bundesland oder über Ihren Stromanbieter eine Förderung oder Zuschüsse für die Installation einer Wallbox, müssen Sie diese in der Regel vor der finalen Beauftragung des Dienstleisters beantragen. Darüber wissen auch die Fachbetriebe Bescheid und werden Sie in der Regel informieren und Ihnen Tipps für aktuelle Programme geben können.
  5. Auswahl der Wallbox Jetzt können Sie die finale Wahl für Ihre Wallbox treffen und den Fachbetrieb mit der Installation beauftragen. Dabei können Sie auf verschiedene Faktoren achten:
    • Montageort
    • Ladeleistung
    • Intelligente Funktionen
    • Länge des Ladekabels
    • Zugangsbeschränkung

Ihr gewählter Fachbetrieb kann dann die Montage durchführen und Sie können Ihr E-Auto im Anschluss bequem von zu Hause laden.

Weitere Alternativen, ein E-Auto ohne Steckdose zu laden

Neben einer Wallbox gibt es noch einige weitere Wege, das Elektroauto im öffentlichen oder halböffentlichen Bereich zu laden. Wer in der Nähe eines öffentlichen Ladepunkts wohnt, kann natürlich auch diesen zum regelmäßigen Laden verwenden. Einige Dienstleister bieten Ladekarten an, die vergünstigte Konditionen haben.

Alternativ ist es auch möglich, sich mit dem Vermieter oder anderen Mietern oder Eigentümern zusammenzuschließen und einen gemeinsamen Ladepunkt in der Tiefgarage zu errichten. So teilen Sie sich die Anschaffungskosten und können beispielsweise durch RFID-Karten die einzelnen Ladevorgänge trennen, um eine getrennte Abrechnung zu ermöglichen.

Auch einige Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Elektroautos vor Ort zu laden – teilweise vergünstigt, teilweise auch kostenfrei. Statt über Nacht zu Hause können Sie Ihr Auto dann während der Arbeitszeit laden – auch hier kommen in der Regel ausreichend Stunden zusammen, um den Akku vollzuladen. Lediglich für private Ausflüge und Urlaube müssen Sie dann auf die öffentliche Ladeinfrastruktur zurückgreifen.

Fazit: E-Auto über die Steckdose nur im Notfall laden

Inzwischen gibt es sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich zahlreiche Möglichkeiten, das eigene E-Auto zu laden. Während eine eigene Wallbox die bequemste Variante ist, sind auch Gemeinschaftsanschaffungen für die Tiefgarage oder das Laden beim Arbeitgeber möglich. Die Risiken des Ladens an der Schuko-Steckdose sollten Sie demnach nur im Notfall eingehen. Allein die lange Ladedauer macht die Ladevorgänge bereits so unpraktisch, dass sich die Investition in eine Wallbox oder das Umsehen nach öffentlichen Alternativen in jedem Fall lohnt.

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